Die IFA ist (endlich) vorbei – und mit ihr ebbt die Flut an vermeintlich bahnbrechenden Produktankündigungen langsam ab. Zum Glück gibt es auch abseits des Messetrubels spannende Neuigkeiten aus dem Smart-Home-Universum, von denen ich dir wieder eine kleine Auswahl mitgebracht habe. Ja, ich gebe zu: Ein bisschen genervt war ich schon von der Content-Welle zu angeblich genialen Erfindungen, die in Berlin gezeigt wurden. Aber hey – spannend bleibt es trotzdem. Vor allem die Frage: Wann schaffen es all die coolen Vorstellungen wirklich in unseren Alltag? 😉
Inhaltsverzeichnis
Bastelspaß mit ESPHome und Spotify
Jemand hat ein kleines Display basierend auf dem ESP32 gebaut, das anzeigt, was gerade auf Spotify läuft – und gleichzeitig die Musikgeschmäcker etwas auf die Schippe nimmt. Wenn ein Lied gespielt wird, zeigt das Display Titel, Künstler, Fortschritt und den Wiedergabestatus. Zusätzlich kommentiert das Gerät manchmal auf witzige Weise, wie „wirklich?“ je nachdem, was gerade läuft.
Das Projekt verwendet die Spotify-API über WLAN, benötigt einen Entwickler-Account und entsprechende API-Zugangsrechte, damit das funktioniert. Im Leerlauf wird auf dem Display etwa die Uhrzeit angezeigt – also ist das Ganze kein reines Show-Gadget, sondern nützlicher Spielkram mit Charme und Augenzwinkern.
Warum ist eigentlich alles neuerdings „smart“?
Bei heise wird kritisiert, dass aktuell fast jedes Gerät, das irgendwas mit Internet oder Fernzugriff kann, als „smart“ vermarktet wird – vom Lichtschalter über Kühlschrank bis zur Waschmaschine. Dieses Label verspricht oft mehr, als die Produkte halten: Viele Geräte sind proprietär, schlecht kompatibel mit anderen Marken oder Systemen, bieten keine lokal verfügbare Steuerung, und Herstellerangaben sind oft irreführend. Für Nutzer führt das zu Frust und oft unnötigem Elektroschrott.
Die Forderung bei heise ist: Der Begriff „Smart“ müsse gesetzlich reguliert werden. Es sollen klare Mindestanforderungen definiert werden, damit Geräte, die als smart bezeichnet werden, bestimmte Standards in puncto Interoperabilität, Bedienbarkeit und Kompatibilität erfüllen müssen – zum Beispiel lokale Konfigurationsmöglichkeiten statt ausschließlich herstellereigener Cloud‐Apps. Nur so könnten Verbraucher zuverlässig einschätzen, was ein „smartes“ Gerät kann – und der Wildwuchs, bei dem viele Produkte mehr mit Marketing als mit echter Intelligenz überzeugen, könnte eingedämmt werden.
Ich halte die Forderung für nachvollziehbar aber unrealistisch. Was denkst du darüber?
Sensoren für einen weiteren „Standard“
Ubiquiti bringt mit SuperLink eine Funktechnologie an den Start, die quasi den Langstreckenläufer unter den Smart-Home-Verbindungen gibt: Kilometerweite Reichweite, niedrige Latenz und dabei so energiesparend, dass die Batterien vermutlich länger durchhalten als manche Silvester-Vorsätze. So wurde das Ganze zumindest im Februar 2025 angekündigt. Kernstück ist das SuperLink-Gateway für knapp 137 Euro, das nicht nur die neuen SuperLink-Sensoren, sondern auch alte Bluetooth-Geräte ins UniFi-Universum holt – alles natürlich bequem über die UniFi-Software steuerbar.
Neu im Sortiment ist nun ein All-in-One-Sensor für 66 Euro, der brav Bewegung, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Licht misst – quasi der aufmerksame WG-Mitbewohner, der alles mitbekommt. Und weil’s noch nicht reicht, hat Ubiquiti auch schon einen Umgebungssensor angekündigt (mit Wasseralarm), sowie Tür-Fenster-Kontakte, Bewegungsmelder und sogar einen Glasbruchsensor. Mit SuperLink scheint das Smart Home bald mehr Augen und Ohren zu haben als ein neugieriger Nachbar.
Unsere komplette Netzwerktechnik zu Hause stammt von Ubiquit (UniFi) und ich halte deren Hard- und Software da aktuell echt für das Beste auf dem Markt (ich bin aber definitiv kein Netzwerk-Experte ;)). Aber den im Bezug auf Smart Home eingeschlagenen Weg halte ich für falsch. SuperLink funkt wohl im Sub-GHz Frequenzband aber natürlich rein proprietär – in meinen Augen brauchen wir aber keinen weiteren, abgeschotteten Standard.
Ein weiteres Smart Home System stellt den Betrieb ein
Coqon informierte seine Nutzer, dass Vertrieb und persönlicher Support zum 1. September 2025 eingestellt wurden. Bestehende Systeme bleiben weiterhin funktionsfähig, die Plattform bleibt online, und auch ein letztes Update für die Qbox 2 mit Unterstützung für Shelly-Aktoren der 4. Generation wird veröffentlicht. Gewährleistungsansprüche können noch geltend gemacht werden, doch individueller Kundendienst entfällt. Der Online-Shop bleibt bis zum 31. Dezember 2025 geöffnet, solange Vorräte reichen.
Damit reagiert Coqon auf Marktveränderungen, in denen spezialisierte Einzellösungen die vormals gefragten Gesamtsysteme abgelöst haben. Coqon war ein deutsches Smart-Home-System mit Fokus auf Heizungs- und Wohnkomfort, hoher Datensicherheit durch eine deutsche Cloud sowie persönlichem Support. Herzstück war die Qbox-Zentrale, mit der sich verschiedene smarte Hausgeräte vernetzen und steuern ließen.
Mir geht es mit dem Hinweis nicht darum Coqon anzuprangern. Vielmehr möchte ich wiederholt in Erinnerung rufen, dass proprietäre System einfach nicht zukunftstauglich sind. Bedenke dies beim Ausbau deines Smart Homes bitte immer!
Künstliche Intelligenz in deinem Smart Home?
Im letzten Jahr hat Home Assistant seine Vision für KI im Smart Home weiter konkretisiert und zahlreiche neue Funktionen hinzugefügt. Nutzer behalten dabei die volle Kontrolle darüber, ob und wie sie KI einsetzen – lokal oder cloudbasiert. KI unterstützt Sprachsteuerung, Automatisierungen, Bild- und Datenauswertung und macht Assist, den hauseigenen Sprachassistenten, flexibler und natürlicher in der Nutzung. Neue Funktionen wie kontextbasierte Gespräche, KI-gestützte Vorschläge für Automationen, verbesserte Text-to-Speech-Technologien oder die Integration des Model Context Protocol (MCP) zeigen, wie vielseitig LLMs mit Home Assistant eingesetzt werden können.
Ein zentraler Punkt bleibt die Offenheit: Alle Funktionen können lokal betrieben werden, sodass keine Daten das Haus verlassen müssen, und wer keine KI will, muss sie nicht aktivieren. Gleichzeitig eröffnet die Community durch AI Tasks, Benchmarks und Integrationen wie OpenRouter mit über 400 Modellen enorme Spielräume für individuelle Smart-Home-Lösungen. Home Assistant bleibt damit unabhängig von großen Technologiekonzernen, finanziert durch Hardware und Cloud-Abos, und setzt voll auf Open Source und die Stärke seiner Community.
So formuliert es Paulus (der Vater unseres geliebten Home Assistant) in einem aktuellen Blogpost und deswegen stellt sich mir die Frage: Nutzt du KI in deinem Smart Home bewusst und aktiv?
Dann doch noch: IFA-Recap
Trotz meiner eingangs formulierten Abwehrhaltung oder zumindest kritischen Stimme gegenüber der IFA will ich dir den in meinen Augen besten (technisch und inhaltlich) Zusammenschnitt der diesjährigen IFA natürlich nicht vorenthalten. Andreas hat halt einfach wieder abgeliefert.
Wer wissen will was auf der IFA wirklich interessant war, sollte sich folgendes Video bei einer Tasse Kaffee anschauen:
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